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Dies ist der Ort, wo über Kinderveranstaltungen berichtet wird, die in letzter Zeit gelaufen sind:

Mit allen Sinnen - Eine Gemeinde in Berlin-Kreuzberg initiierte einen Wildspielplatz

Graben, pflanzen, turnen, klettern, spielen in nahezu unberührter Natur - wo inmitten der Großstadt haben Kinder schon Gelegenheit dazu? Auf dem Kreuzberger „Gleisdreieckgelände" an der Möckernstraße. Seit August trafen sich Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren (auch zwei Vierjährige waren regelmäßig dabei) immer donnerstags, um aus Naturmaterialien Spielflächen zu gestalten. Die Kinder merkten schnell, dass sie auf diesem verwilderten ehemaligen Eisenbahngelände neue Erfahrungen mit allen Sinnen sammeln können, wo sie mit den Elementen Wasser, Luft und Erde, Pflanzen und Tieren in Berührung kommen. Dieses Spiel- und Lernprojekt, das von der benachbarten Evangelischen Jesus-Christus-Gemeinde geleitet wird, soll eine Sensibilisierung für die Umwelt, für Gottes Natur ermöglichen und den späteren verantwortungsvollen Umgang mit ihr.

Am 20. Oktober kamen 45 Kinder und 30 Erwachsene zum abschließen Fest. „Die Kinder werden viel ruhiger und entspannter in der Natur", erzählt Nathalie Saab, deren drei Kinder regelmäßig mitgearbeitet haben. Die Kinder zeigten in den vergangenen Wochen Ideenreichtum und Phantasie bei vielen kleinen Aktionen. Beim Anlegen der Beete fehlte das Gießwasser. Was nun? „Dann nehmen wir es eben aus der Pfütze" rief der 6-jährige Jasper und fing an, mit einem Trinkbecher Wasser in einen Eimer zu schöpfen. Auch die ausgeführten Hunde machten Sorge und bedrohten einen großen Berg Spielsand. „Hunde bitte fernhalten", war die gemalte Botschaft der Kinder auf mehreren Holztafeln.

Die für die Hüpfgrube und den Geschicklichkeitsparcour benötigten Baumstämme holten 18 Kindern und sieben Erwachsene gemeinsam beim Forstamt Nikolassee ab. Welch großer Haufen von dicken Baumstämmen dort lagerte - keine leichte Aufgabe, sie in den Lastwagen zu hieven, dachte sich auch der Vater, der seinen LKW und seine Arbeitskraft für diesen Nachmittag zur Verfügung stellte. „Hier das Stück Holz, das möchte ich auch noch mitnehmen", so war es von vielen Kindern zu hören, die gleich neue Ideen zur Verwendung auf „ihrem" Gelände hatten.

Sie übernahmen Verantwortung für „ihr" Gelände und kamen in den heißen Septembertagen auch in der Woche zum Gießen oder sie erzählten anderen Kindern von dem „Spielplatz" und brachten sie mit.

„Das Projekt ist eine erfreuliche Initiative der Jesus Christus-Gemeinde", sagt Inga Bierkandt, die Mutter der 7-jährigen Maria, „denn sie zeigt, wie Kirche den Menschen im Wohnumfeld zugewandt ist und sich konkret für die Verbesserung der Lebensqualität einsetzt".

Das Gelände wurde mehrfach mit Kindern der Kita im Rahmen der Katechese besucht und es wurden kleine Andachten gehalten: Wir dankten Gott für Gräser, Bäume, Käfer und Bienen -und auf Wunsch der Kinder auch für zahlreich gesammelte „Kostbarkeiten" (Schrauben, Blechstücke, Plastikteile, Schlüssel), die sie fanden. Im Staunen über die Schöpfung kommt Gott ins Gespräch und so bietet die naturnahe Spielstätte auch eine unendliche Vielfalt zur religiösen Vertiefung, Entdeckung und Erzählung.

Mit dem Lied „Der Mond ist aufgegangen und einem funkelnd-feurigen Finale vieler Wunderkerzen endete das Fest auf der „Bewegungs"-Baustelle und es wurden bereits neue Bau-Pläne geschmiedet. „Es würde sich sehr lohnen, dieses für Stadtkinder wirklich anregende und großartige Projekt auch im nächsten Jahr fortzusetzen", meint Nathalie Saab

Sabine Plümer

Bei Immanuel den Martin kennengelernt...

Viele Kinder am hellichten Tage in einer kalten Berliner Kirche – wo gibt’s denn so was? Na, in der Immanuelgemeinde im Prenzlauer Berg. Und das nicht einmal an Weihnachten oder zu einem der vielbesuchten „Lena“-Gottesdienste, sondern mitten in der Woche am späten Vormittag: Reformationstag, 31. Oktober 2005.

Gemeinsam mit den Religionslehrerinnen und Religionslehrern der benachbarten Schulen hatte Diakonin Katja Valentin ein spannendes Programm vorbereitet: Erst eine gute Stunde lang die Kirche nach allem durchsuchen, was mit der Reformation und insbesondere dem Reformator Martin Luther zu tun hatte, dann noch einen richtigen, „echten“ Gottesdienst mit Pfarrer Scheufele im Talar, nicht etwa um die Kinder zu verschrecken, sondern auch hier in Erinnerung an Luther, der die bunten Messgewänder abgelehnt hatte.

So konnten die Kinder spielerisch vieles lernen, am eigenen Leib erfahren: Warum hatte Luther denn eigentlich Priester werden wollen? Wie war das mit den Thesen – und wie viele hat er eigentlich angenagelt? Diese und noch weitere Fragen wurden in einer Reihe von Anspielen beantwortet, die Katja Valentin mit Kindern eingeübt hatte.

Am Ende gingen alle nach Hause, voller neuer Eindrücke und Erfahrungen. So kann man heute bei Immanuel allerhand lernen, eben auch den Martin treffen, der für uns als Evangelische Christen so unglaublich wichtig ist. Katja Valentin und den KollegInnen an den Schulen bleibt zu wünschen, dass diese intensive und gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Schule aufrechterhalten und sogar weiter ausgebaut werden kann, damit das „Evangelische Profil“, auf das es uns seit Martin Luther ja ankommen muss, immer weiter gestärkt wird.

Tileman Wiarda